Ein Fehler zum liebhaben Teil 2

Es vergingen ein paar Wochen, in denen Sven nichts von seiner besten Freundin hörte. Rief er bei ihr an, drückte sie ihn weg. Ging er bei ihr zu Hause vorbei, war sie angeblich nie da. Er machte sich so seine Gedanken, wieso sie ihm aus dem Weg ging, kam aber zu keiner vernünftigen Erklärung.

Neun Wochen nach dem er Yasemin das letzte Mal gesehen hatte, schrieb sie ihm eine SMS und bat ihm darum, sich mit ihr zu treffen.

„Du kommst doch? Ich dachte schon, du würdest nicht kommen“, mit diesen Worten begrüßte sie Sven, als er sich neben sie setzte.

„Ich musste noch was fertig machen, deswegen hat es ein kleines bisschen länger gedauert. Hoffe mal, nicht zu lange.“

Sie schüttelte ihren Kopf: „Ist schon okay.“

„Was ist los? Du siehst noch schlimmer aus als sieben Tage Regenwetter.“

„Sven … ich … ich habe riesigen Bockmist gebaut.“

„Hmm? Hast du dich mit Tina gestritten? Oder habt ihr euch getrennt?“

„Nein, sie betrifft es nur indirekt.“

„Bist du ihr wieder Fremdgegangen?“

Beschämt sah Yasemin zu Boden.

„Und du hast es ihr wie jedes Mal noch nicht gesagt?“

Sie nickte zustimmend.

 „Warum muss ich dir eigentlich jedes verdammte Mal, wenn du solch einen Scheiß machst, Vernunft einreden? Was, außer Beziehungsfrust, bringt es dir? Wäre es nicht einfacher mit Tina darüber zu reden was dich an eurer Ehe stört?“

„Unsere Ehe … die existiert doch nur noch auf dem Papier“, eine verstohlene Träne lief ihre Wange hinab.

„Mein Gott. Dann kämpfe da rum und mache es nicht noch schlimmer mit deinem ständigen Fremdgehen.“

„Warum sollte ich mich jetzt noch darum bemühen …, wenn sie es rausfindet ist eh alles vorbei …“

„Yas … was ist los? Du bist Tina schon so oft Fremdgegangen und sie hat immer wieder zu dir gestanden. Sie war ein paar Tage sauer auf dich, aber hat es dir immer verziehen. Also wieso sollte sie dich jetzt abschieben?“

„Weil es …“, sie stockte kurz, „es war anders als die Letzen male.“

„Du tust ja so als wäre ich jedes Mal dabei. Woher soll ich bitte wissen was bei dir anders ist?“

„Anders eben.“

Nachdenklich beobachtet Sven Yasemin wie sie mit ihrem Ring spielte. Es dauerte einige Minuten bis ihm so ein Verdacht kam, was bei ihr anders war.

„Es war diesmal keine Frau wie sonst, oder?“, sprach Sven seine Vermutung aus.

Mit einem zaghaften Nicken antwortete sie.

„Kenn ich ihn?“

Wieder nickte sie.

„Sag jetzt nicht es war Knox.“

„Nein!“

„Der Typ, der bei Bess wohnt? Keine Ahnung wie der heißt, kann mir den Namen einfach nicht merken.“

„Nein auch der nicht“, sie holte tief Luft, „ist es wirklich so schwer rauszufinden?“

Svens Augen verengten sich. Er versuchte in ihre Augen zu sehen, aber sie wich seinem Blick ständig aus. Genervt davon packte er sie an der Schulter. Doch ihre Augen wichen seinen immer aus. Ein einziges Mal trafen sich ihre Blicke. Ein kurzer Moment, aber er reichte aus.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst oder?“

„Es tut mir leid.“

„Und wann bitte soll das gewesen sein? Ich erinnere mich nicht daran, dass das je passiert ist.“

„Erinnerst du dich noch an den Tag, wo wir das letzte Mal was trinken waren?“

„Teilweise. Wann wir gegangen sind oder wie wir zu mir kamen weiß ich nicht.“

„Wenn du dich schon daran nicht erinnern kannst ist klar, warum du von dem anderen auch nichts weißt.“

„Für dich mag das vielleicht logisch klingen, aber nicht für mich. Du kennst mich. Du weißt genau, dass ich Nat nie betrügen würde.“

„Meinst du etwa das sei nur eine Ausgeburt meiner Fantasy? Nein Sven, es ist wirklich passiert. Und ja ich weiß, dass du Natalie nie betrügen würdest. Aber keine Ahnung, wieso du an dem Abend ankamst. Ich wollte eigentlich nur ins Bad und dann kommst du an und küsst mich“, energisch sprang sie auf, „ich weiß nicht was du damit in mir ausgelöst hast, aber ich wollte einfach nur noch mehr und … naja dir schien es zu gefallen“, resigniert ließ sie den Kopf hängen, „ich habe es schamlos ausgenutzt das du betrunken warst. Aber du gabst mir das Gefühl begehrt zu werden. Und auch wenn ein Teil in mir geschrien hat ich soll es lassen, habe ich nicht drauf gehört. Ich dachte nur an mich, weil es so schön war wieder begehrt zu werden.“

Sven saß da, sah zu Yasemin und irgendwie auch nicht. In ihm tobte ein Kampf der Gefühle. Wut, Trauer, Hass aber auch Verständnis kämpften ihn ihm um die Vorherrschaft.

Es dauerte etwas bis er seufzend aufstand und Yasemin Hand ergriff.

Erschrocken sah sie ihm an.

„Das ist der Grund warum ich dir immer wieder gesagt habe rede mit Tina. Aber warum auch auf mich hören. Du fühlst dich von ihr lieblos behandelt, aber anstelle es ihr zu sagen machst du lieber einen Fehler nach dem anderen. Währe Nat nicht, würde ich dir das nicht mal übelnehmen. Aber seitdem sie in mein Leben getreten ist habe ich mich zurückgehalten. Gut vor ihr habe ich nichts anbrennen lassen. Aber sie ist so etwas Besonderes das ich sie nicht verlieren will. Bevor ich sie kennenlernte, habe ich mich immer gefragt wieso du überhaupt Tina geheiratet hast. Ich sah die Ehe nur an Gefängnis an. Mittlerweile sehe ich das nicht mehr so. Ich verstehe, warum du dich damals an Tina gebunden hast. Nur bin ich, glaube ich, einen Schritt weiter als du und habe kapiert, dass man auch schon mal kämpfen muss, damit es so bleibt wie man es will“, er sah Yasemin in die Augen, „also steh dazu und sag es Tina … mehr als uns beide zu hassen kann sie nicht.“

„Als würde reden jetzt noch helfen“, sie schüttelte seine Hand ab und entfernte sich von ihm.

Schniefend stand sie da und starrte auf den Kanal.

„Da ist doch noch mehr als nur diese eine Sache“, behutsam berührte Sven, der ihr gefolgt war, sie an der Schulter

„Nein, mehr ist da nicht“, sie wischte sich mit den Handrücken Tränen von der Wange.

„Bist du dir da wirklich sicher? Ich mein, du hast mich wochenlang aus deinen Leben gedrängt und jetzt kommst du an, nur um mir zu sagen, dass wir miteinander geschlafen haben? Du, die nie freiwillig dazu gestanden hat, dass sie Fremdgegangen ist? Sorry aber ich kauf dir das nicht ab. Da ist noch irgendwas anderes was du dich nicht traust zu sagen. Und wenn ich dich so ansehe würde ich sagen, ich habe recht damit.“

Anstelle zu antworten brach sie in Tränen aus.

Ohne etwas zu sagen nahm Sven sie im Arm und strich ihr beruhigend über den Rücken.

Er sprach erst wieder, als Yasemins schluchzen weniger geworden war.

„Wie lange weißt du es schon?“

„Wie lang weiß ich was?“, Verwunderung lag in ihrer Stimme.

„Yasemin, ich bin nicht blöd. Du bist schon so oft fremd gegangen und hattest nie den Mumm dazu es zu gestehen. Warum sollte es jetzt also anders sein? Ich mein, das Ganze ist jetzt schon neun Wochen her. Neun Wochen, in denen du es mir schon tausendmal hättest beichten können. Aber du hast es nicht getan. Es war nur ein weiteres Fremdgehen zu dem du nicht stehen wolltest.“

„Ich weiß trotzdem nicht was du von mir willst.“

„Wirklich?“, er sah ihr in die aufgequollenen Augen, „Muss ich dir jetzt eine extra Stunde Bio geben und dir das Thema Fortpflanzung erklären? Yas, ich weiß das du keine Pille nimmst oder sonst etwas. Warum auch …, wenn man sonst nur mit Frauen verkehrt passiert da eben nicht viel. Da du ja sagst ich sei betrunken gewesen, hat wohl keiner an so eine simple Sache gedacht die sich Gummi nennt. Und schon wären wir bei dem beliebten Thema Bienchen und Blümchen … was das heißt weißt du im Moment recht gut. Oder willst du mir immer noch sagen du weißt nicht was ich von dir will?“

„Ja, du hast verdammt noch mal recht … ich war vor ein paar Tagen bei meinem Frauenarzt, weil meine Blutung so eine Ewigkeit überfällig ist. Und der war dann auch ganz erstaunt als er sah, was los ist. Er war es auch der mit dazu geraten hat, es dir zu sagen. Wie er schon sagte. Besser jetzt, als wenn du dich in einigen Jahren fragst, warum ich ein Kind habe, dass dir ähnlichsieht. Es tut mir leid. Ich weiß es war falsch und, naja, das ist jetzt wohl meine Strafe.“

„Die Strafe ist da wohl eher das schlechte Gewissen, das du haben wirst, wenn Natalie mich abserviert.“

„Du willst es ihr sagen?“

„Ne weißte, ich lass sie es selber rausfinden. Findet sie bestimmt spaßig, wenn sie mitbekommt wie einen Kiddy Papi zu mir sagt“, fassungslos schüttelte Sven seinen Kopf, „Natürlich sag ich ihr es. Auch wenn ich eigentlich nichts dafürkann. Nur wird sie das wahrscheinlich eh nicht interessieren.“

„Meinst du?“

„Ich meine es nicht nur, ich weiß es. Sie ist von ihrem Ex nach Strich und Faden verarscht worden. Und leider ist sie seit da an der Meinung, dass jedes Männliche Wesen ein untreuer Idiot sei. Aber lass das meine Sorge sein. Erst mal ist dein Problem dran. Denn DAS kannst du nicht vor Tina verheimlichen.“

„Bist du verrückt? Sie wird toben, wenn sie es erfährt.“

„Hättest du damals an eine kleine Sache gedacht, wärst du jetzt nicht schwanger. Oder auch anders. Wärst du gar nicht erst fremdgegangen, wärst du auch nicht schwanger.“

„Aber wenn ich ihr es so sage, dann werde ich sie verlieren …“

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Sven sie an: „Wirklich? Jetzt machst du einen auf ich könnte sie verlieren und das obwohl du sie schon reihenweise betrogen hast? Kannst ja schlecht ankommen und ihr sagen, du seist schwanger, weil du unbedingt ein zweites Kind willst.“

„Das war mein eigentlicher Gedanke“, mit leicht erröteten Wangen sah sie an Sven vorbei.

„Bestimmt nicht Fräulein. Du wirst ihr klipp und klar erklären was passiert ist.“

„Aber …“

„Nichts aber, wenn sie dich verlässt, dann musst du damit Leben. Verdient hast du es nach deinen ganzen Eskapaden. Und jetzt komm. Umso eher hast du es hinter dir“, er griff nach ihrer Hand und zog sie hinter her.

Weiter mit Teil 3